Piraten-Rock, made in Switzerland.
Der Brexit hat die Band Basement Saints auseinandergerissen. Doch aus der Not wurde ein Glücksfall – niemand klingt wie sie.
Stefan Künzli
Vor drei Jahren haben wir Basement Saints als Band gepriesen, die den Generationenwechsel im Schweizer Rock einleiten und anführen kann. Mit einer Musik, die etwas von Rauch, Schweiss und Whiskey hat und die mit ihrem Sänger und Gitarristen Anton Delen über ein Stimmorgan von internationalem Format verfügt. Eine Stimme wie ein Donnergrollen.
Doch Basement Saints musste unfreiwillig einen Umweg machen. Denn der Brexit hatte eine weitere Teilnahme des englischen Gitarristen Levent Basharan verunmöglicht. Mit dem Paradiesvogel ist ein wichtiger Teil in der Gleichung des Trios mit Delen und dem Schlagzeuger Simon «Molly» Moll weggebrochen. «Mit sieben verschiedenen Gitarristen haben wir es versucht», sagt Delen. Doch keiner konnte den hohen Anforderungen der Band genügen.
Von der Gitarrenband zur Band mit Hammond-Orgel Stattdessen wurde Robby Keys angeheuert. Ein Organist und Keyboarder, der zumindest das wilde Element von Basharan ersetzt und ebenso leidenschaftlich und virtuos soliert. Doch viele im Umfeld der Bandwaren skeptisch, denn die DNA der Band wurde so fundamental verändert: Basement Saints ist immer noch eine Retro-Rock-Band, die sich an der Blütezeit des Rock’n’Roll orientiert. Doch aus der Gitarrenband wurde eine Rockcombo, in der die Hammond-Orgel eine zentrale Rolle übernimmt. Dazu haben Keys und Delen die Soloparts sowie die Bassparts untereinander aufgeteilt. «Wenn ich soliere, übernimmt Robby auf der Orgel den Bass part, und umgekehrt», erklärt Delen.
Dass die neuen Basement Saints funktionieren, davon kann man sich jetzt auf dem neuen Album «Down South» überzeugen. Mehr noch: Was aus der Not geboren ist, hat sich zum Glücksfall entwickelt. Gitarren-Rockbands gibt es wie Sand am Meer, Rockbands, in der die Hammond knarzt und knurrt, nur ganz wenige. In den Niederlanden etwa die Band DeWolff. Aber in der Schweiz ist Basement Saints ein Unikat.
Auf «Down South» sind noch zwei Stücke in der Quartettformation, also mit Basharan und Keys, die noch 2022 aufgenommen wurden. Doch auch die neuen Basements Saints lassen es gehörig krachen und stampfen. Der neue Retrosound klingt aber wärmer und erinnert an Bands wie Uriah Heep und Deep Purple, gespielt mit Feuer und einer hierzulande seltenen Wucht.
Die Band ist stolz darauf, dass sie die ganze Produktion (Musik, Aufnahme und Design) in Eigenregie bewältigt hat.
Der riesige Aufwand hat sich gelohnt. Dazu hat sie auch an Songwriting-Qualität gewonnen und die stilistische Bandbreite erweitert. Das folkloristisch-poppige «Making Amends» und die Seefahrer-Hymne «Sail Through The Night» sind die besten Beispiele. «Das ganze Album ist vom Segeln, vom Seefahren, Piraterie und Schatzsuche inspiriert. Ich habe tatsächlich Piratenblut», sagt Delen, der in Südafrika aufgewachsen ist. Sein holländischer-ur-ur-Grossvater ist einst wegen Piraterie zum Todverurteilt worden.
Beim Klabautermann! Piraten-Rock, made in Switzerland.
