«Metall wird durch Feuer getestet, ein Mann dadurch, was er sagt.» (Takeda Nobushige, 1525 – 1561)
Als sich die Rauch- und Nebelschwaden auf den Feldern lichteten, da wusste der weise Samurai Nobushige, die Zeit sich mit Worten zu beschäftigen war gekommen. Nebst seinen Tätigkeiten als General zog der Mann seine Feder und suchte nach dem wahren Inhalt des Lebens. Denn obwohl man seine Gegner sehr wohl mit scharfen Klingen stoppen kann, die echte Grösse liegt in der geistigen Haltung.
Als sich die Rauchschwaden im Bandraum lichteten, da wussten Sapporo Samurai, dass die Zeit für kernige und furchtlose Rockmusik mehr als reif ist. Die Gruppe, gegründet in der schweizerischen Kleinstadt Zofingen, Aargau, sorgt mit einer neuen Dynastie für die fruchtbare Wiederbelebung der Leder- und Jeans-Riffs, für eine Basis, welche nicht nur auf Sake aufgebaut ist. Vintage Rock mit heisslaufenden Verstärkern, Songs, welche die Weisheiten der damaligen Zeit neu angehen.
Von Frontmann und Gitarristen Stephan Theis im Sommer 2018 gestartet, war das Ziel dieser Band schon immer, die Reize der alten Grössen wie Montrose, Spooky Tooth oder Thin Lizzy mit neuer Energie zu versehen. Und das gelingt hervorragend. Komplettiert von Marco Marinelli am Schlagzeug und dem Luzerner Marc Wermelinger am Bass, zeigt sich das Trio mit der mentalen Kraft der japanischen Kämpfer, mit scharfen Riffs, welche auch gegen ein Katana bestehen und einem donnernden Zusammenspiel zwischen Bass und Schlagzeug, das wahre Beben auslöst. Gewaltlos versteht sich, die Feder siegt auch hier.
Als sich die Nebelschwaden lichteten, wusste Stephan Theis bei seinem Besuch in Japan, wie intensiv die Naturkräfte wüten können – und fand in dieser Erkenntnis den Bandnamen. Die Ortschaft Sapporo musste nach einem Beben im September 2018 drei Tage ohne Strom ausharren – ein Umstand, welcher diesem Trio nicht passieren wird. Energetisch, groovend und nach vorne gerichtet – so präsentieren sich Lieder wie «Brain Teaser» oder «Bleak Man». Schnittig, überlegt und im Feuer geboren, die Worte von Nobushige werden mühelos auf die Musik übertragen. Da benötigt es kein Schlachtfeld, da findet sich die Kraft in den Instrumenten und den Texten.
Und wenn sich ein erfolgreicher General von der Gewalt zur literarischen Weisheit hinwenden kann, dann wird sich auch jeder Liebhaber der Rockmusik ohne Schwierigkeiten Sapporo Samurai hingeben. Für eine neue Feuerprobe, für ein Fortführen der rockigen Tugenden.
Michael Bohli / 25.03.19