''ICE COLD''
Was wäre bloß aus der Musik geworden, wenn es keine Nächte gäbe? Gut, die Frage ist durchaus ein bisschen arg theoretisch, besonders jetzt im Winter. Es macht aber trotzdem Sinn, sie zu stellen. Umso mehr, wenn dazu auch noch Veronica Fusaros neue EP „Ice Cold“ läuft und draußen der Silbermond durch die Wolken schimmert. Diese fünf Songs scheinen nicht nur wie gemacht für die Stunden nach der Dämmerung, sondern diesen und der dunklen Jahreszeit an sich auch ihr Entstehen zu verdanken. „Die Nacht“, sagt Fusaro, „das ist definitiv meine kreativste Zeit, und das mit den Jahreszeiten lässt sich auch nicht von der Hand weisen. Wenn im Herbst die Sonne und das Licht frühnachmittags schon verschwinden, kann man nur noch traurig oder eben kreativ sein, das ist so.“

Trübsal wird deshalb auf „ICE COLD“ aber nicht gleich geblasen, der Songwriter-Pop von Veronica Fusaro reklamiert aber mit sanftem Nachdruck eine mal spröde, dann wieder fast zärtlich anmutende Ernsthaftigkeit für sich. Durchaus bemerkenswert im sonst oft grellbunten Zirkus des Genres, zumal wir es hier mit einer gerade einmal 20 Jahre alten Frau zu tun haben, die ihre ersten Aufnahmen bereits mit 14 im selbst eingerichteten Studio im Keller ihres Elternhauses eingespielt hat.

In den letzten zwei Jahren entwickelte sich jedoch die Leidenschaft zur Karriere, auch wenn Veronica Fusaro hierüber nach wie vor sympathisch unaufgeregt erzählt: „An das Geschäftsmodell Pop denke ich noch nicht sehr viel. Vorerst mache ich einfach weiter.“

Wenn Fusaro ihre einprägsame Stimme etwa auf „Better If I Go“ von trockenen Herzschlag-Beats umgeben oder bei „Goddamn“ von ausgebremsten Dub Rhythms begleiten lässt, dann breitet sich international geprägtes Flair vor den Hörern aus. Am schönsten immer die Momente, wo ihre ohnehin herrlich sparsam arrangierten Musiker Veronica Fusaro plötzlich aufs freie Feld schicken und sie trotzdem niemals die Richtung verliert.

Obwohl es für viele Künstler mit der immer grösser werdenden Internetpräsenz schwieriger ist aus der Masse herauszustechen, ist die junge Künstlerin zuversichtlich, dass wenn man mit dem richtigen Song zur richtigen Zeit auftaucht eine gute Chance auf Erfolg hat. Diese wird übrigens keinen Deut geschmälert, wenn man mit fünf exquisiten Songs gleichzeitig auf die Bühne tritt.

Der Versuch, „Off You“, „Better If I Go“, „Goddamn“, „I Still“ und „“Never Getting Down“ in eine Rangliste der Plätze 1 bis 5 zu zwingen, endet unweigerlich mit dem Eingeständnis: Vergiss es einfach.

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